Ein Erfahrungsbericht

Es war ein strahlender Dienstagmorgen,als ein Haufen ,zugegeben recht verwirrter, junger Männer vor der Kaserne der Kompanien 261,262 und 263 anwankten.
Die Stimmung war, gelinde ausgedrückt "durchwachsen" und die allgemeine Motivation auf Grashöhe (natürlich militärisch korrekt gestutzt) .
Unter ihnen (den verwirrten Männern) war jemand, der ganz sicher nicht dort hin gehörte...jemand, dem scheinbar alles fehlte, was einen "guten Soldaten" ausmacht.
Generell kein Problem...nur zu allem Unglück war ICH dieser jemand.

Wie habe ich meine militärische Karriere begonnen ?
Natürlich mit einem Anschiss !
" NEHMENSIEDASDAMAWEGJETZVONNEADDRESSEEEE!!"
" O.O ...bitte? "
Ein Dialog, wie er in den nächsten 72 Stunden noch des Öfteren vorkommen sollte. Was dem Ganzen allerdings ein wenig Dramatik gibt : Zu diesem Zeitpunkt wusste ich natürlich noch nicht,dass dieses...Erlebniss nach 3 Tagen schon vorbei sein sollte, es hätte also genauso gut sein können,dass ich noch die eine oder andere Woche dort hätte verbringen müssen.
Aber bleiben wir schön chronologisch :

Nach dem obligatorischen Begrüßungscocktailanschiss ging es mit dem einzigen anwesenden Zugkollegen ab um die Stube zu beziehen. Stube hat in diesem Fall nix mit Stubenarrest oder gemütlicher Stube zu tun...vielmehr geht es hier um einen Raum...einen Raum mit kleinen,knarrigen Betten und muffeligen Schränken.
"Muffelig", gutes Stichwort : trifft auf so gut wie alles in dieser Institution zu (Menschen,Tiere,Pflanzen, ja sogar der Asphalt schien gewisse Aversionen gegen neue Rekruten zu haben.)

So bezogen wir also unsere Ferienresidenz. Nach der erholsamen Pause von...nun...sind wir optimistisch : einigen Nanosekunden erreichte uns der muntere, fröhliche Ruf eines Vorgesetzten .
Phonetisch ungefähr folgendermaßen umzusetzen :

" RHOOOOTECHHHZUGFETTICHMAGNZUAUßZZGEDDREDN!!!!!!"

Tja, der Gedankengang des geneigten Bundeswehrurlaubers ist in Etwa so vorzustellen : " huch...ja was schreit denn da so puterrot am Ende des Ganges ? Und warum gestikuliert es so wild ? Ich denke, ich sollte einmal höflich nachfragen gehen...Wieso wird es nur immer lauter ? Vermutlich verlangt es nach Liebe und Zuneigung, ich sollte es einmal umarmen !"

Bevor es zu diesem, durchaus fatalen Ereigniss kommen konnte, stand die Quelle des Lärms direkt vor uns und starrte uns erwartungsvoll an.
Nach einigen Momenten stillen Blickkontaktes zwischen uns Dreien folgte ein neuerlicher akkustischer Erguss :
" SCHTILLESTANNEN!!!!!!"
Hui ein verständliches deutsches Wort...Aber wir waren doch schon mucksmäusschenstill, also was erwartete die ominöse rote Lärmquelle von uns ?
Den folgenden Dialog möchte ich euch gerne ersparen, aber lasst euch gesagt sein, als Endprodukt konnten der Zimmer...eeeehm Stubenkollege und ich erstklassig stillstehen ...was der erste Satz bedeuten sollte war uns jedoch immernoch nicht klar.

Nach einigen (aus etlichen Filmen bekannten) Rumsteh-und Rumrennübungen kam ein weiteres Phänomen : DIE EINKLEIDUNG ...
oder zu deutsch : Warten, Schlange stehen und Schwitzen.
Um es kurz zu machen : Nach stundenlanger, obengenannter Beschäftigung erhielten wir einiges, eigentlich völlig unverzichtbares Zeug, bei dem ich mich fragte : " VERDAMMT , wie konnte ich bisher ohne xyz auskommen ?!" Für "xyz" kann man zum Beispiel folgendes einsetzen : Ein mysteriöses Kampf-Buttermesser mit den Schneidefähigkeiten einer Sperrholzplatte, einige kleine Päckchen mit Schleifchen (vermutlich schon für Weihnachten ), ein Tarnnetz (damit kann man sich morgens im Bett tarnen um ein wenig länger schlafen zu dürfen), unaufmachbare Feldflaschen und natürlich ein Metallblock. Dieser Metallblock muss irgendwelche ominösen Fähigkeiten gehabt haben, jedoch war ich in meinen 72 Stunden Anwesenheit nicht in der Lage, diese zu ergründen.
(Nicht erwähnenswert,dass alles in einem wunderschönen Olivgrün gehalten war...sehr heimelig !)

Ein Gegenstand muss jetzt jedoch noch besonders hervorgehoben werden : Das Nähzeug .
Elementar für jeden Soldaten im Kampfeinsatz.
Wer hat noch nicht von den Vietnamkämpfern gehört,die im Graben lagen (natürlich bei Feindbeschuss) und ihre Socken stopften. Natürlich haben die das nur gemacht, wenn sie nicht grade einen Pullover strickten oder Hallenhalma spielten.
Es ist mir ein Rätsel.

Nach dieser sehr einkleidenden Erfahrung waren wir durchaus verdammt. Verdammt sexy ! Nichts ist heißer als der blaue Buntes-Heer Jogginganzug. Rawr !

Auf die nun Folgenden Marschierübungen usw muss ich ja wohl nicht weiter eingehen...könnt ihr euch ja vorstellen, ein Fuß vor den Anderen , aber natürlich nicht so,wie man mag. Sondern immer schön auf Anweisung . " Links 2,3,4" ...ihr kennt den Seek .

Noch ein heikles Thema : Unterricht.
Fast wie Schule, nur die "RUUUUHEEEEE!!!"-Rufe waren ein klein wenig energischer und die Schüler minimal müder. 3 Stunden Schlaf fordern halt ihre Opfer. Und wenn mal jemand einschlief, hatten die Animateure Ausführenden natürlich auch eine Lösung : Durch motivierendes Stehen wurde ganz schnell der Kreislauf wieder in Schwung gebracht. Hat schon fast was von Feng-Shui.
In diesen Unterrichtsstunden wurden uns die bedeutenden Themen der Bundeswehrausbildung nähergebracht : Zum Beispiel der Umweltschutz : Wer als Soldat im Wald rumkrebbst, sollte immer einen Lastwagen voll Äste mithaben ! Sonst fällt die Tarnung leider ins Wasser und der Soldat muss sterben. Weil man keine Äste abreißen darf.
Solche Sachen muss man lernen.
Als Soldat.

Hier möchte ich jetzt auch mal n Punkt machen.
So ging es die nächsten Tage stetig weiter, bis zu dem Punkt,an dem mich der (sehr nette) Spieß nach Haus geschickt hat. Denn nun bin ich anerkannter KDVler...und das ist auch gut so !

So, zum Abschluss noch eine Sache : Nicht zu ernst nehmen ;) Für mich war's da nichts,aber es gibt auch Leuten denens gefällt. In diesem Sinne : Haltet durch ihr Leute der 5./262 Zug II ! Ihr macht dat scho =)

Byebye und lest recht schön =)